Der Z22-Computer, oder einfach Z22, war ein 1957 von der Zuse KG gebauter Computer.
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Nach den Modellen Z1, Z2, Z3, Z4, Z5 und Z11 war die Z22 das siebte Computer-Modell, das Konrad Zuse entwickelte. Obwohl auch die Vorgängermodelle ab der Z4 bereits kommerziell vertrieben wurden, kann man auch die Z22 noch zu den ersten kommerziellen Computern zählen; wahrscheinlich war eine im Jahre 1950 in die Schweiz vermietete Z4 der erste jemals kommerziell gehandelte Computer.
Die Entwicklung der Z22 war ca. 1955 abgeschlossen, die ersten Exemplare wurden nach Berlin und Aachen verkauft. Der erste serienmäßige gefertigte Röhrenrechner Deutschlands wurde ab 1957 gebaut, 50 Exemplare fürs Inland und 5 Exemplare fürs Ausland. Die Firma Zeiss besaß einen Rechner für ihre optischen Berechnungen.
Angeblich soll die Z22 der erste Computer mit Magnetspeicher gewesen sein. Da aber sowohl der Kernspeicher als auch der Trommelspeicher bereits zuvor erfunden wurden und angeblich in Prototypen militärischer Rechner verwendet worden sein sollen, erscheint dies fraglich.
In der Standard-Ausführung war die Z22 wie folgt ausgestattet:
Die Taktfrequenz der Z22 betrug 3 kHz, das entsprach exakt der Geschwindigkeit des Trommelspeichers. Die Eingabe von Daten konnte sowohl über den Lochstreifenleser als auch über eine Direkteingabe von Daten an der Trommelspeichereinheit als auch über Taster zur Direktprogrammierung des Kernspeichers erfolgen.
Die Ausgabe von Daten konnte über den Lochstreifenstanzer erfolgen, einige Daten konnten auch über Glimmlampen angezeigt werden, die wichtige Registerinhalte anzeigten.
Als kombiniertes Ein-Ausgabe-Gerät wurden Siemens-Fernschreiber T100 mit angebautem 5-Kanal-Lochstreifen-Leser und -Stanzer benutzt. Damit waren 4 "Peripheriegeräte" in einer Maschine verfügbar: Tastatur-Eingabe, Lochstreifen-Eingabe, Blattschreiber-Ausgabe und Lochstreifen-Ausgabe. Deren Arbeitsgeschwindigkeit betrug 10 Zeichen/Sekunde.
Die Z22 wurde mit dem Ziel entwickelt, einfacher zu programmieren zu sein als die Computer der Vorgängergeneration. Sie wurde in Maschinencode programmiert; jede Instruktion war 38 Bit breit und in fünf Felder fester Länge aufgeteilt:
Um die Programmierung weiter zu vereinfachen wurde eine Assembler-ähnliche Sprache namens "Freiburger Code" entwickelt. Wesentliche Elemente dieses Codes waren die Torschaltbits. Jedes dieser Bits schaltete ein Tor von oder zu der im Adressteil des Befehls angesprochenen (Trommel)speicher Zelle von respektive zu dem adressierten Register über eine Schaltkaskade. Jedes der Bits im Befehlsteil sprach ein Tor an - davon existierten je eines für die Auswertung einer Bedingung:
die Operationstore führten zu einer Schaltung
Der in späteren Assembler übliche Ladebefehl hatte im Freiburger Code die Codierung:
Diese Sprache wurde mit dem Ziel entwickelt, die Implementierung mathematischer Algorithmen zu vereinfachen; dieses Ziel wurde in der Praxis auch erreicht.
Die Hochschule Karlsruhe besitzt ein restauriertes und voll funktionsfähiges Exemplar mit der Seriennummer 13, die 1958 erbaut wurde. Diese vollfunktionsfähige Maschine ist dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) als Dauerleihgabe am 9. März 2005 übergeben worden. Sie wurde von den beiden Zuse-Experten Hans Baumann und Helmut Kammerer auseinandergenommen und im ZKM wieder aufgebaut.
Das Konrad-Zuse-Computermuseum in Hoyerswerda (Sachsen) besitzt zwei – allerdings nicht mehr funktionstüchtige – Exemplare der Z22.
Eine weitere, die zweite gebaute Z22, für Prof. Hubert Cremer an der RWTH Aachen, befindet sich im Computermuseum Aachen. Auch sie ist nicht mehr funktionstüchtig.