Ein Grafiktablett (auch Digitalisiertablett, Digitizer, Pen Tablet) ist ein Zeigegerät für Computereingaben. Die Spitze eines Stiftes wird auf einer Platte bewegt. Der Stift sendet Daten über Stiftdruck und gedrückte Tasten an das Tablett, die so gewonnenen Positionsdaten werden vom Grafiktablett an den Computer übermittelt.
Inhaltsverzeichnis |
Der Stift enthält eine Spule, welche ein gerichtetes elektromagnetisches Feld erzeugt. Leiterschleifen im Tablett ermitteln durch Vergleich der induzierten Signalstärken die Stiftposition. Zusätzliche Stiftinformationen wie Stiftdruck oder das Betätigen einer Taste am Stift werden digitalisiert, dem elektromagnetischen Feld aufmoduliert und zusammen mit den Positionsdaten an den Rechner gesandt.
Die Stifte werden entweder durch eine im Stift integrierte Batterie (aktiver Stift) oder durch Induktion (passiver Stift) aus dem Tablett versorgt.
Tablet PCs nutzen die gleichen Verfahren, um die Positionierung und Schreibdruck zu ermitteln. Hierbei befinden sich die Leiterschleifen im Tablett hinter dem LCD.
Bei Touchscreens hingegen ist die Bildschirmoberfläche drucksensitiv, so dass eine Bedienung auch durch Berührung z. B. der Hand oder anderer Objekte möglich ist; dies ist erst bei einigen neuen Digitizern der Fall.
Alternativ zum Stift kann auch ein so genannter Puck verwendet werden, der wie eine Computermaus über das Tablett bewegt wird und mit Hilfe eines Fadenkreuzes genaueres Zielen auf dem Tablett und damit die Digitalisierung von Vorlagen ermöglicht. Hierbei ist die Spule meist sichtbar um das Fadenkreuz herum gelegt.
Einige Hersteller bieten verschiedene Stiftspitzen für ans simulierte Werkzeug angepasste haptische Wahrnehmung an.
Ebenso werden teilweise Airbrushs angeboten.
Werden unterschiedliche Werkzeuge angeboten, so wird häufig eine Identifikation des Werkzeugs mitübertragen, was das Umschalten des Werkzeugs per Hand erspart.
Das Steuern des Mauszeigers und anderer Werkzeuge durch einen Stift bringt einige Vorteile mit sich:
Wo mit einer Maus Formen nur angedeutet werden können, kann man nun ganze Bilder wirklich malen und exakt zeichnen. Der Grund liegt in der Sache an sich:
Der Stift wird geführt von den empfindlich aufgebauten Muskeln der Finger und explizit des Zeigefingers, während die Maus von der gesamten Hand über die Ellenbogenknochen und dem Handgelenk geführt wird.
Fast alle Grafiktabletts registrieren, welcher Druck auf die Stiftspitze ausgeübt wird.
Diese Informationen lassen sich nutzen, um zum Beispiel in einer Grafik-Software die Pinselgröße und/oder Deckkraft zu steuern (siehe Bild). Dies wäre mit einer normalen Maus unmöglich.
Eine Besonderheit bei Grafiktabletts ist, dass ungefähr jeder Punkt auf dem Tablett einem Punkt auf dem Bildschirm entspricht. Anders als bei einer Maus, bei ihr wird der Mauszeiger „weiter geschoben“.
Beispiel: Will man ein Icon unten auf dem Bildschirm auswählen, „drückt“ man einfach auf die entsprechende Stelle auf dem Grafiktablett.
Dies ist von großem Vorteil, da sonst, falls das Ende vom Tablett erreicht ist, der Stift angehoben werden müsste und wieder auf die Tablettfläche zurückgesetzt werden muss. Beim Betrieb mit zwei Bildschirmen kann die Absolute Positionierung von Nachteil sein, da sich die horizontale Auflösung (Genauigkeit) des Grafiktabletts halbiert (doppelte Bildschirmbreite). Manche Grafiktabletts erlauben auch eine Auswahl zwischen den zwei verschiedenen Positionierungs-Modi.
Grafiktabletts sind in folgenden Bereichen ein bedeutendes Hilfsmittel geworden und haben teilweise Tätigkeiten (z.B: Malen, Zeichnen am PC, etc.) erst möglich gemacht:
Auswahlen können deutlich schneller erstellt und Korrekturen genauer durchgeführt werden. Die Belichtung kann punktgenau und dosiert verbessert werden.
Schnelle Skizzen für die Veranschaulichungen von Ideen werden teilweise nur digital angefertigt. Der Vorteil hierbei liegt im schnellen Austausch der Entwürfe per E-Mail (ohne ein Einscannen der Bilder). Gleiches gilt für Illustrationen. Moderne CAD-Software bietet teilweise schon spezielle programminterne Funktionen für die neue Arbeitsweise - die Umsetzung von Skizze zu fertigem Objekt erfolgt schneller und intuitiver.
Matte Paintings (digital gemalte Filmsets) sind schon lange fester Bestandteil von Filmen und werden nun fast nur noch in digitaler Form angefertigt. Dabei liegen die Vorteile in dem flexiblen Arbeiten mit Ebenen und dem Wegfall von aufwendigen Scans.
Bei einer Präsentation über einen Beamer sind mit einem Grafiktablett schnell Anmerkungen eingefügt oder, gerade während Vorlesungen, schnell mathematische Berechnungen vorgerechnet.
In der 3D-Computergrafik gestalten Programme wie ZBrush oder Mudbox das Erstellen von detaillierten Modellen deutlich einfacher. In dieser Art von Programmen malt man und beeinflusst die Geometrie durch Werkzeuge, deren Auswirkungen ganz besonders von der Druckstärke abhängig sind.
Grundsätzlich kann man mit einem Pen Tablet jede Art von Software bedienen, doch bei folgenden Anwendungen ist es besonders nützlich und ihre technischen Möglichkeiten werden entsprechend unterstützt:
Für Tablet PCs wurde von Microsoft die Windows XP Tablet PC Edition entwickelt. Sie ist optimiert auf ein tastaturloses Arbeiten mit dem Stift. In ihr ist eine Handschrifterkennung integriert, die auch biomechanische Eigenschaften wie Schreibdruck und Stiftneigung auswertet (sofern vorhanden). Allgemein wurde das Betriebssystem durch verschiedene Besonderheiten auf die Bedienung ohne Tastatur angepasst. In Windows Vista Home Premium und Windows Vista Ultimate ist diese Funktion ebenfalls integriert. Software, die auf die Bedienung mit einem Stift abgestimmt ist, gibt es auch von anderen Herstellern. Zu finden sind einige interessante und weiterführende Links im Artikel Tablet PC.
Siehe auch: Inkwell (Handschrifterkennung für Apple Mac OS X)
Größter Hersteller von Grafiktabletts ist Wacom. Die teilweise von Supermärkten (unter Marken wie Medion) angebotenen Produkte werden meist von AIPTEK produziert.