Ein WLAN Telefon ist im Wesentlichen ein Schnurlostelefon welches sich hauptsächlich durch die WLAN basierte Funktechnik von herkömmlichen Schnurlostelefonen (z.B. nach DECT Standard) unterscheidet. Außerdem finden hier entsprechende internettaugliche Protokolle, die für die Kommunikation zwischen den Geräten und den entspr. Servern sorgen Verwendung. Der Großteil der derzeit vermarkteten WLAN Telefone arbeitet mit folgenden, teils proprietären Protokollen:
Der große Vorteil von WLAN Telefonen, gegenüber anderen schnurlos Systemen, besteht darin dass für den Sprachverkehr keine zusätzliche Funktechnologie mehr nötig ist. Sowohl Sprache als auch Daten können nun per WLAN übertragen werden. Dies ist für den Hausgebrauch sehr interessant, da nur noch eine WLAN Basisstation (im Folgenden als AP bezeichnet) benötigt wird. Auch Firmen profitieren davon, keine getrennten Systeme für Sprache und Daten aufbauen zu müssen.
WLAN Telefone sind derzeit, noch nicht sehr weit verbreitet. Im Haushaltsbereich liegt das hauptsächlich daran dass der DECT Standard mit seiner größeren Reichweite und niedrigerem Stromverbrauch besser geeignet ist. Die Vorteile eines WLAN Telefons kommen erst bei grösseren Installationen und somit hauptsächlich bei Firmen zum tragen. Sie äußern sich in den niedrigeren Kosten und in der vereinfachten Administration.
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Standardbedingt haben WLAN Telefone eine geringere Reichweite als DECT Geräte. Zwar ist es bei zentraler Positionierung des AP's ohne Weiteres möglich eine reguläre Wohnung mit WLAN abzudecken. Die ersten Probleme tauchen aber bereits bei zweistöckigen Häusern/Wohnungen mit einer massiven Stahlbetondecke auf. Drei Stockwerke sind mit einem einzigen AP i.d. Regel nicht zu überbrücken. Zu beachten ist hierbei, dass es oft nicht genügt die Verbindung mit einem Notebook o.ä. zu überprüfen. Qualitativ schlechte WLAN Verbindungen sind nämlich oft noch für die Internetbenutzung per PC zu gebrauchen. Selbst Aussetzer im Sekundenbereich fallen dem Benutzer beim Surfen kaum auf. Eine solche Verbindung ist aber für VoIP Zwecke nicht brauchbar.
Zwar werden die Chipsätze fortwährend verbessert, allerdings verbrauchen WLAN Telefone derzeit im Vergleich zu herkömmlichen Schnurlostelefonen noch deutlich mehr Strom. Aktuell verfügbare Chipsätze bieten Sprechzeiten im Bereich von 5 Stunden und Standby Zeiten von maximal 2 - 3 Tagen.
Ein weiterer Vorteil, insbesondere gegenüber der DECT Technologie besteht darin, dass für WLAN bereits sehr sichere Verschlüsselungsverfahren existieren (TKIP, AES). Auch eine 802.1x Authentifizierung per Zertifikat ist möglich, soweit das Gerät bzw. die Infrastruktur dies unterstützt. Der Aufwand der jedoch für diese Art der Authentifizierung betrieben werden muss ist so groß dass er sich in der Regel nur für Unternehmensnetzwerke lohnt.
Hinsichtlich des Heimgebrauchs darf die Sicherheitsdebatte allerdings nicht überbewertet werden. Zwar ist die veraltete und bereits geknackte WEP Verschlüsselung definitiv nicht zu empfehlen. Aber mit WPA(TKIP) oder WPA2(AES) besitzen alle modernen Geräte einen sehr guten Schutz gegen Hackerangriffe. Der Aufwand eine solche Verschlüsselung zu knacken ist enorm! Vorausgesetzt man hat eine ausreichend lange und komplizierte Passphrase (WLAN Password) eingegeben.
Da WLAN Telefone im Prinzip nichts Anderes als kleine Computer sind (meist auf Linuxbasis) und somit ein komplettes Betriebssystem inkl. Netzwerkstack besitzen, liegt es nahe einen kleinen Webserver zu integrieren um somit dem Anwender eine komfortable Möglichkeit zu bieten, das Telefon über einen Webbrowser konfigurieren zu können. Dieser Vorteil wird leider durch die etwas komplexeren Einstellungen die ein solches Telefon erfordert wieder relativiert. Es dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein, bis die Hersteller die Inbetriebnahme der Telefone soweit vereinfacht haben, dass es auch einem Laien mühelos gelingt das Telefon zu betreiben.
Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen ist die Sendeleistung von WLAN Geräten auf 100 Milliwatt begrenzt. Bei dem Wert handelt es sich jedoch um einen Spitzenwert. Zeitlich gemittelte Werte, wie sie auch für andere Funktechnologien ermittelt werden, fallen wesentlich niedriger aus. Allerdings muss berücksichtigt werden dass diese Mittelwerte vom durchschnittlichen Datenaufkommen abhängen. Da bei WLAN die Datenlast aber stark schwanken kann ist es schwierig einen solchen Mittelwert anzugeben.
Da WLAN mit Kanälen von 20MHz Bandbreite arbeitet verteilen sich die o.g. 100mW auf dieses relativ breite Band. Im Vergleich dazu sendet DECT mit maximal 250mW in einem nur ca. 1,7MHz breiten Band, was also etwas weniger als ein Zehntel der WLAN Bandbreite darstellt. Eine breitere spektrale Verteilung wird im allgemeinen als ungefährlicher erachtet.
Obwohl teilweise sehr hitzige Debatten über die Gefahren von Funkstrahlung geführt werden, gibt es derzeit keine gesicherten Erkenntnisse, die eine Gefährdung von Personen belegen. Vorbeugend sollte man die maximale Sendeleistung der Geräte, die in aller Regel manuell eingestellt werden kann, auf das nötige Minimum begrenzen.
WLAN benutzt ein weltweit unlizensiertes Funkband. Das bedeutet dass dieses Band auch von anderen Geräten mit völlig andersartigen Funksystemen benutzt werden darf. Probleme entstehen insbesondere durch folgende Geräte die ebenfalls in diesem Band arbeiten:
Die meisten der genannten Geräte nehmen auf ein bereits belegtes Band keine Rücksicht! Eine Ausnahme bildet Bluetooth ab der Spezifikation 1.2.
Eine große Problemquelle entsteht durch den scheinbaren Vorteil, jeden beliebigen AP benutzen zu können. Die reibungslose Funktion eines WLAN Telefons kann nur gewährleistet werden, wenn das Gerät mit einem AP verbunden ist, der WMM oder den offiziellen IEEE Standard 802.11e unterstützt. Diese Merkmale werden für die Priorisierung der Sprachdaten und die Drosselung des Energieverbrauchs benötigt. Zwar verfügen alle modernen APs über diese Fähigkeit, allerdings sind nicht bei allen Geräten alle Parameter konfigurierbar sondern teilweise fest vorgegeben und für normale Datenverbindungen optimiert, was u.a. keine optimale Stromsparkonfiguration für WLAN Telefone zuläßt. Ausserdem gibt es leider einige Feinheiten in den WLAN (802.11x) Standards die ungenau beschrieben sind und somit von jedem Hersteller unterschiedlich impelmentiert werden. Dies führt unter Umständen zu erheblichen Problemen mit Telefonen die genau auf diese Details und deren korrekte Umsetzung angewiesen sind.
WLAN Telefonie eignet sich besonders für große Unternehmen, da das sog. Zellenhandover (im normalen Sprachgebrauch fälschlicherweise auch als Roaming bezeichnet) die Möglichkeit bietet automatisch von Funkzelle zu Funkzelle zu wechseln. Diese Eigenschaft die bereits von Mobiltelefonen bekannt ist, bietet beispielsweise die Möglichkeit ein Firmengelände flächendeckend mit WLAN zu versorgen und somit auf dem ganzen Gelände durchgängiges Telefonieren zu ermöglichen. Technisch wird dies durch viele (u.U. mehrere Hundert) einzelne APs realisiert die zentral von speziellen WLAN Controllern verwaltet werden.
Da der Handovermechanismus ein initialer Bestandteil von WLAN ist, besitzen prinzipiell auch WLAN Telefone für den Hausgebrauch die Eigenschaft zu dem jeweils stärksten AP der die passenden Einstellungen bzgl. SSID, Verschlüsselung, etc. aufweist, zu wechseln. Dadurch ist es generell möglich, die kürzere Reichweite von WLAN, durch zusätzliche APs auszugleichen. Allerdings muss beim Kauf eines WLAN Telefons darauf geachtet werden dass diese Funktion auch tatsächlich unterstützt wird, denn obwohl ein WLAN Zellenhandover zwar automatisch funktioniert, sind trotzdem von Seiten der Hersteller einige Vorbereitungen nötig, um den Zellenwechsel auch in einer, für VoIP brauchbaren, Minimalzeit zu bewerkstelligen.
Bei Verwendung von starker Verschlüsselung kommt es bei dem Handover zum nächsten AP nach derzeitigem technischen Stand (2008) noch zu einer minimalen Verzögerung. Diese resultiert daraus, dass nach jedem Wechsel zu einem neuen AP eine erneute Schlüsselaushandlung stattfinden muss. Zwar existieren proprietäre Mechanismen um dies zu beschleunigen, allerdings muss i.d. Regel mit einem kurzen Aussetzer von etwa 50 - 100ms gerechnet werden. Dies stört zwar meist nicht, da ein Teil dieser Verzögerung von einem sog. Jitter - Buffer aufgefangen wird und der tatsächliche Aussetzer extrem kurz ist. Er ist aber dennoch deutlich hörbar. Ohne Verschlüsselung werden im Idealfall Zeiten von knapp unter 50ms erreicht. Allerdings ist es aufgrund einiger, teilweise zweifelhafter, Urteile zumindest juristisch riskant ein WLAN Netzwerk unverschlüsselt zu betreiben. Für Unternehmen kommt dies aus Datenschutzgründen ohnehin nicht in Frage.