Sennheiser electronic GmbH & Co. KG | |
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Unternehmensform | GmbH & Co. KG |
Gründung | 1. Juni 1945 |
Unternehmenssitz | Wedemark-Wennebostel |
Unternehmensleitung |
Volker Bartels (Sprecher der Unternehmensleitung) [1] |
Mitarbeiter | 1.852 (2006) [2] |
Umsatz | 395,3 Mio. Euro (2007) |
Branche | Audiotechnik |
Produkte |
Kopfhörer, Mikrofone, professionelle Drahtlostechnik, Hörhilfen, Head-Sets |
Website | www.sennheiser.com |
Die Sennheiser electronic GmbH & Co. KG ist ein mittelständisches Unternehmen mit Hauptsitz in Wedemark-Wennebostel in der Region Hannover, wo es am 1. Juni 1945 als Laboratorium Wennebostel (kurz: Labor W) von Fritz Sennheiser gegründet wurde.
Die Hauptgeschäftsfelder des Unternehmens sind die Entwicklung und Produktion von Mikrofonen und Kopfhörern. Weitere Geschäftsfelder sind Drahtlostechnik für den Broadcast-Bereich, Konferenztechnik, Audiologie (Hörhilfen), Luftfahrtskommunikationssysteme sowie Anwendungsprodukte wie Headsets für PCs und Call-Center. Zur Sennheiser-Gruppe gehören neben der Marke Sennheiser der Studiomikrofonhersteller Georg Neumann und der Lautsprecherhersteller Klein und Hummel.
Sennheiser produziert vor allem für die Musikindustrie, die Luftfahrt und die Unterhaltungsindustrie. Außerdem wird Consumer-Electronic für Privatkunden hergestellt. Vertrieben werden die Produkte über ein weltweites Netz von Auslandstöchtern und Vertriebspartnern, die die Waren wiederum an Großkunden veräußern.
Im Jahr 2005 beschäftigte Sennheiser 1.668 Mitarbeiter, davon rund 60 Prozent in Deutschland. Die Firma unterhält weltweit vier eigene Produktionsstandorte: in Wennebostel, Burgdorf, Tullamore (Irland) und Albuquerque (New Mexico, USA).
Inhaltsverzeichnis |
Das Unternehmen Sennheiser wurde am 1. Juni 1945 als Laboratorium Wennebostel (kurz: Labor W) von Fritz Sennheiser gegründet. In Wennebostel befand sich zuvor das Institut für Hochfrequenztechnik und Elektroakustik der Technischen Hochschule Hannover, das aufgrund von Kriegsschäden aus Hannover nach Wennebostel in die „Villa Hausmann“ verlegt worden war. Nach Kriegsende kehrten die meisten Mitarbeiter des Instituts, die aus ganz Deutschland stammten, nach Hause zurück. Nur sieben Mitarbeiter aus der Region sowie der aus Berlin stammende Fritz Sennheiser blieben in Wennebostel.
Fritz Sennheiser beschloss, mit seinen Ersparnissen einen Handwerksbetrieb zu gründen. Allerdings konnten er und seine Mitarbeiter nicht auf ihrem bisherigen Gebiet weiterarbeiten, da das von den Alliierten nicht gestattet worden war. Das Institut für Hochfrequenztechnik und Elektroakustik arbeitete während des Krieges für die Wehrmacht im Bereich Chiffrierungstechnik. Deshalb produzierte das junge Unternehmen zuerst Messgeräte wie Voltmeter, die das ehemalige Institut schon früher für den Eigenbedarf hergestellt hatte. Diese verkaufte Fritz Sennheiser an Siemens, das nach Kriegsende von seinen Lieferanten abgeschnitten war. Siemens finanzierte die Aufträge für die Voltmeter an das Labor W vor. 1946 bekam das Laboratorium Wennebostel wiederum von Siemens den Auftrag, ein Mikrofon eines österreicherischen Zulieferers nachzubauen, weil dieser nicht mehr produzieren konnte. Labor W nahm diesen erneut vorfinanzierten Auftrag an und nannte das Produkt MD1.
1947 präsentierte Labor W dann eine Weiterentwicklung des österreichischen Modells, das MD2, welches das erste selbstständig entwickelte Mikrofon des Unternehmens wurde. Mit den Jahren wurde die Produktpalette Stück für Stück erweitert. 1949 kamen Geophone dazu.
Vier Jahre später beschäftigte das Laboratorium Wennebostel bereits 94 Mitarbeiter. 1956 entwickelte das Labor W das erste Richtrohrmikrofon und stellte ein Jahr später bereits 100 verschiedene Produkttypen her.
Im folgenden Jahr wurde das Laboratorium Wennebostel in „Sennheiser electronic“ umbenannt, um deutlich zu machen, dass es kein einfaches Labor mehr war, sondern ein moderner Industriebetrieb mit über 450 Beschäftigten. Mit der Umbenennung sollte vor allem die eigene Marke gestärkt werden. Sennheiser war zuvor hauptsächlich Zulieferer für große Elektronikunternehmen wie z.B. Siemens und Grundig, jetzt war das Unternehmen bemüht, eigene Produkte auf den Markt zu bringen. Der Grund dafür war, dass die Margen im Zuliefergeschäft sanken. Folglich wurde es für Sennheiser attraktiver, für den Privatmarkt zu produzieren.
Zu Beginn der 1960er Jahre wurde das Auslandsgeschäft gestärkt und neben dem Produktionsstandort in Wennebostel weitere „Werkbänke“ in Burgdorf und Soltau errichtet. Im Jahr 1958 wurde Fritz Sennheiser zum Honorarprofessor an der TH Hannover ernannt und referierte dort über Elektroakustik. 1965 war Sennheiser nach eigenen Angaben die größte Spezialfirma für Mikrofone in Deutschland.
20 Jahre nach der Firmengründung geriet das Unternehmen in ernste Schwierigkeiten. Billigere Produkte aus dem asiatischen Raum, vor allem aus Japan, machten Sennheiser Konkurrenz. Die Produktpalette musste überarbeitet werden, um konkurrenzfähig zu bleiben.
1968 brachte Sennheiser den ersten offenen Kopfhörer der Welt auf den Markt. Dieser Kopfhörertyp erhöhte den Tragekomfort und sorgte dafür, dass Kopfhörer weltweit zu einem wichtigen Standbein Sennheisers wurden. Anfang der 70er Jahre erwirtschaftete Sennheiser bereits 40% seines Umsatzes im Ausland.
1973 wurde Sennheiser in eine Kommanditgesellschaft (KG) umgewandelt. Fritz Sennheiser wurde Gesellschafter, sein Sohn Jörg Kommanditist und drei Jahre später auch Technischer Leiter. 1977 wurde das Werk in Soltau geschlossen und die Produktion in Burgdorf ausgebaut, weil dort ein neues Produktions- und Verwaltungsgebäude erworben worden war. Hier wurde nun die Kopfhörerproduktion konzentriert.
Am 9. Mai 1982 vollzog sich bei Sennheiser ein Generationswechsel. Jörg Sennheiser wurde Geschäftsführer, Fritz Sennheiser Kommanditist. Fünf Jahre später erhielt das Unternehmen einen Academy Award (Oscar) für das Richtmikrofon MKH 816.
Ende der 1980er Jahre sanken die Gewinnmargen bei Kopfhörern, die seit der Markteinführung des offenen Kopfhörers ein wichtiger Umsatzbringer für Sennheiser geworden waren, stetig. Sennheiser beschloss, ein Werk in Irland zu errichten, in dem die Kopfhörerproduktion konzentriert wurde. Das Werk öffnete im Jahr 1991. Im selben Jahr übernahm Sennheiser den in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Studiomikrofonhersteller Georg Neumann aus Berlin. Im Zuge der Sanierung wurde die Produktion der Mikrofone von Berlin nach Wennebostel verlagert. Die anderen Produktionsbereiche Neumanns wurden aufgegeben.
Anfang der 1990er wurde mit dem Sennheiser Orpheus der teuerste Kopfhörer der Welt in limitierter Stückzahl produziert. Im Jahr 1996 änderte sich die Unternehmensform von einer Kommanditgesellschaft zu einer GmbH & Co. KG. Jörg Sennheiser wechselte in den neu geschaffenen Aufsichtsrat und übergab die Leitung des Unternehmens an zwei Geschäftsführer, Stefan Exner und Rolf Meyer. Er bestimmt jedoch als Vorsitzender des Aufsichtsrates weiterhin die Geschicke der Firma. Im selben Jahr gab es einen Emmy Award für die Verdienste bei der Entwicklung drahtloser Mikrofone. Ein Jahr später richtete Sennheiser in Burbank (Kalifornien) eine Außenstelle für Forschung und Entwicklung ein. 1998 und 1999 erhielt die Firma den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft. Ebenfalls 1999 konnte die Sennheiser-Tochter Georg Neumann einen Grammy Award entgegennehmen. Im Jahr 2000 weiht Sennheiser sein viertes Werk ein. In Albuquerque (New Mexico) werden seitdem drahtlose Produkte für den amerikanischen Markt produziert.
Das Jahr 2000 war auch das Jahr der EXPO 2000, die Sennheiser als „Produkt Partner für Professional Sound“ unterstützte. Am Sennheiser-Stand wurden fast eine Million Besucher gezählt. Drei Jahre später wurden die Sennheiser-Mitarbeiter Dr. Wolfgang Niehoff und Rolf Meyer für den Deutschen Zukunftspreis nominiert, und Sennheiser ging ein erstes Joint Venture ein, in Kopenhagen wurde gemeinsam mit der dänischen William-Demant-Holding die Sennheiser Communications A/S gegründet. 2005 feierte die Sennheiser-Gruppe ihr 60-jähriges Bestehen. Im gleichen Jahr wurde der Lautsprecherhersteller Klein und Hummel Teil des Unternehmens.
Schlagzeilen macht Sennheiser bundesweit durch die Beschlagnahme von etwa 50000 Kopfhörern des Kaffeerösters Tchibo im März 2006. Sennheiser wirft Tchibo die Verletzung eines Patents für faltbare Kopfbänder vor. Erst im Januar 2007 einigt man sich.[3]
Im Oktober 2006 gründete Sennheiser gemeinsam mit dem bisherigen Partner ispa eine Vertriebsgesellschaft in Russland.
Am 9. Januar 2007 löste Volker Bartels Rolf Meyer an der Spitze der Unternehmensleitung ab.
Sennheiser betreibt vier firmeneigene Produktionsstätten. Die älteste ist das Stammwerk in Wennebostel, in dem Sennheiser seit der Firmengründung 1945 forscht und produziert. Aktuell werden in Wennebostel Mikrofone, Hör- und Sprechgarnituren, Mikrofon- und Kopfhörerkapseln sowie Membranen für Mikrofone hergestellt. Des Weiteren ist dort die Forschung und Entwicklung sowie die Verwaltung angesiedelt. In Wennebostel sind etwa 600 Mitarbeiter angestellt. Damit ist dieser Ort nicht nur der Unternehmenssitz, sondern auch der Standort mit den meisten Beschäftigten.
1977 wurde der zweite deutsche Produktionsstandort in Burgdorf gegründet. Dort werden vor allem Leiterplatten für den professionellen Anwendungsbereich sowie drahtlose Mikrofone und Monitoring-Systeme gefertigt. An diesem Standort sind etwa 350 Mitarbeiter beschäftigt.
1990 wurde eine dritte Produktionsstätte im irischen Tullamore eröffnet. In diesem Werk ist die Kopfhörerproduktion konzentriert. Es werden drahtgebundene und kabellose Kopfhörer für Unterhaltungselektronik und den Bereich Audiologie gefertigt bzw. endmontiert. Die irische Produktionsstätte war Sennheisers erste Produktionsstätte im Ausland.
Seit dem Jahr 2000 unterhält Sennheiser einen zweiten ausländischen Produktionsstandort im US-Bundesstaat New Mexico in Albuquerque. Hier werden die Funkmikrofone der evolution-Serie produziert. Der Standort war nötig geworden, da Sennheiser 85 % seines Umsatzes im Ausland erwirtschaftet, große Teile davon im Dollarraum. Um Wechselkursschwankungen zu verringern und konkurrenzfähig gegenüber seinen Mitbewerbern zu sein, die hauptsächlich im Dollarraum produzieren, wurde ein Werk in den USA errichtet.
Außerdem unterhielt Sennheiser von 1997 bis 2003 in Burbank bei Los Angeles einen weiteren Forschungsstandort, um mit seinen Entwicklern näher an den Trends aus Nordamerika zu sein.
Im Jahre 2005 wurde ein Forschungsbüro für Projekte im Bereich digitaler Signalverarbeitung in Palo Alto eröffnet. Zu Beginn des Jahres 2007 verlegt Sennheiser Marketing und Entwicklung für Kopfhörer nach Singapur. Damit soll die zeit- und trendnahe Versorgung des sehr schnelllebigen Marktes der Unterhaltungselektronik verbessert werden.
Sennheiser produziert neben den beiden Werken in Deutschland in den ausländischen Werken in Albuquerque und Tullamore, kauft aber große Mengen an mechanischen Bauteilen sowie Kopfhörern auch in Asien, vor allem in der Volksrepublik China.
Für die Verlagerung war mitentscheidend, dass Sennheiser von Seiten der Discountmarkt-Ketten dem Druck ausgesetzt war, billiger zu produzieren. Sennheiser-Produkte waren schon längere Zeit im Angebot der Discounter und waren bekannt für gute Qualität, aber auch für einen höheren Preis im Vergleich zu anderen Herstellern. Um mit dem Consumer-Bereich nicht einen wichtigen Umsatzbringer zu verlieren, entschied die Unternehmensleitung, die Produktion eines großen Teils der Consumer-Produkte aus Deutschland nach China zu verlagern. China lockte mit deutlich niedrigeren Lohnkosten und relativ qualifizierten Mitarbeitern.
Bereits Anfang der 1990er Jahre versuchte Sennheiser, Teile der Produktion von Funkmikrofonen nach Shanghai zu verlagern. Aufgrund von Qualitätsmängeln, Transportschäden und illegaler Nachbauten der Produkte durch die Partnerunternehmen brachte Sennheiser die Produktion wieder zurück nach Deutschland.[4]
Seit ca. 1998 kauft Sennheiser nun wieder Produkte und Bauteile in Asien ein, insbesondere in Südchina. Es werden keine eigenen Werke betrieben, sondern Aufträge an andere Firmen vergeben. Zu Beginn der Produktion musste sich das Unternehmen mit ähnlichen Problemen wie in den 1990er Jahren auseinandersetzen. Die Produkte entsprachen nicht der nötigen Qualität, und es wurden abermals Produkte illegal kopiert. Sennheiser reagierte und errichtete ein „Chinese Office“ in der Nähe der Produktionsstätten in Südchina. Durch diese Außenstelle wurde die Kontrolle der chinesischen Partner verbessert. Als Kontrolleure fungieren chinesische Mitarbeiter, die in Deutschland geschult wurden.
Koordinaten: Firmensitz: 52º 31′ 49″ N, 9º 45′ 9″ O