Nokia Internet Tablets sind mobile Kleincomputer der Firma Nokia.
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Das Nokia 770 Internet Tablet ist der erste einer Reihe von mobilen Linux-Computern der Firma Nokia. Es ist mit Bluetooth 1.2 und WLAN(802.11b/g) ausgerüstet und somit primär zur mobilen Internetnutzung vorgesehen. Hierzu verfügt das Gerät über einen vollständigen Webbrowser, Software zur E-Mail-Verarbeitung, einen RSS- sowie PDF-Reader, Audio-, Bild- und Videoapplikationen. Im Gegensatz zu anderen portablen Linux-Geräten kommt eine vollständige Linux-Distribution und keine restriktive eingebettete Variante zum Einsatz, daher wird das Gerät als inoffizieller Zaurus-Nachfolger gehandelt.
Das Nokia 770 wurde am 25. Mai 2005 auf dem LinuxWorld Summit in New York von Nokia vorgestellt.[1] Eine Markteinführung war ursprünglich für das dritte Quartal 2005 geplant und selbst nachdem Nokia mehrfach die Produktionskapazitäten erhöhte, gab es nach dem tatsächlichen Erscheinungsdatum (1. November 2005) über mehrere Monate eine längere Lieferzeit als 4 Wochen. Bei Nokia direkt kostet das Gerät 349 € bis 369 € (£ 245 in Großbritannien). Mittlerweile wird es aber auch von Netzbetreibern in verschiedenen Ländern im Paket mit neuen Handys oder DSL-Angeboten vertrieben.
Technische Daten | Nokia 770 | Nokia N800 | Nokia N810 |
---|---|---|---|
CPU Architektur | ARM 9E | ARM 9E | ARM 9E |
CPU Typ | OMAP 1710 | OMAP 2420 | OMAP 2420 |
Taktfrequenz | 220 MHz | 333 MHz* | 400 MHz |
Arbeitsspeicher | 64 MB DDR-RAM | 128 MB DDR-RAM | 128 MB DDR-RAM |
Interner Flashspeicher | 128 MB | 256 MB | 256 MB + 2 GB (intern) |
Flash Speicherkarteneinschübe | 1 * RS-MMC | 2 * SDHC (intern & extern)** | 1 * MiniSDHC (nur extern)** |
Bluetooth | v1.2 | v2.0 | v2.0 |
USB Anschluß | MiniUSB | MiniUSB (USB 2.0) | MicroUSB (USB 2.0) |
WLAN | IEEE 802.11g | IEEE 802.11b/g | IEEE 802.11b/g |
Bildschirmgröße | 4.1" | 4.1" | 4.1" (transreflektiv bzw. sonnenlichtauglich) |
Auflösung | 800*480 | 800*480 | 800*480 |
Farbtiefe | 65K | 65K | 65K |
Radioempfänger | - | Ja | - |
GPS Empfänger | - | - | Ja |
Hardware Tastatur | - | - | Ja |
Länge | 141 mm | 144 mm | 128 mm |
Breite | 79 mm | 75 mm | 72 mm |
Tiefe | 19 mm | 18 mm | 14 mm |
Gewicht | 230 g | 206 g | 226 g |
Akkulaufzeit | 3 h (7 Tage Standby) | 4 h (10 Tage Standby) | 4 h (10 Tage Standby) |
Integrierte Webcam | Ja (Auflösung 640*480) | Ja (Auflösung 640*480) | |
Betriebssystemversion | OS2006 (Maemo 2.x) | OS2007 (Maemo Bora 3.x)*** | OS2008 (Maemo Chinook 4.0 / Diablo 4.1) |
* Kann mit Upgrade auf Betriebssystemversion OS2008 auf 400 Mhz erhöht werden.
** Mit entsprechenden MiniSDHC oder SDHC Adaptern können auch MiniSDH und MicroSDHC Speicherkarten verwendet werden.
*** Kann auf OS2008 (Maemo Chinook 4.0 / Diablo 4.1) per Softwareupdate aktualisiert werden.
Im Nokia 770 befindet sich ein ARM OMAP 1710-Prozessor mit ca. 220 MHz der Firma Texas Instruments sowie ein RS-MMC-Steckplatz. Es hat 64 MB RAM, sowie einen internen Flash-Speicher von 128 MB, von dem etwa die Hälfte für den Benutzer frei nutzbar ist. Das Touchscreen-Display (4,13″-Diagonale) besitzt eine Auflösung von 800×480 Pixeln, das aufgrund des kleinen Formfaktors (141 mm × 79 mm × 19 mm) sehr hochauflösend ist (225 Pixel pro Zoll). Zur Multimedia-Ausgabe ist ein DSP-Prozessor verbaut, der mittels GStreamer angesteuert wird. Darüber hinaus bietet das Gerät neben einem Stromanschluss eine Mini-USB-Buchse, eine 3,5 mm Stereo Miniklinke-Buchse zur Audioausgabe, sowie ein eingebautes Mikrofon. Das Gerät wiegt 185 g, mit Oberschale 230 g.
Nach Nokias Angaben lässt sich das Gerät mit vollem Akku 3 Stunden bei intensiver (WLAN-)Nutzung oder 7 Tage im Standby-Modus betreiben, Erfahrungen zeigen aber eine deutlich längere Laufzeit. Aus dem Standby-Modus gelangt man in Sekundenbruchteilen in den normalen Betriebsmodus (Instant-On).
Im Januar 2007 wurde der Nachfolger auf der CES 2007 in Las Vegas vorgestellt, das N800.
Es enthält einen TI-OMAP2420-Mikroprozessor, 128 MB RAM und 256 MB internen Speicher. Der CPU-Takt beträgt bei Auslieferung 333MHz, wird jedoch mit dem Firmware-Update auf die 2008-Plattform auf 400 MHz erhöht. Das Display ist 4,13 Zoll groß (WVGA), bei einer Auflösung von 800×480 Pixeln. Das Gewicht beträgt 206 g. Das N800 verfügt über einen internen und externen SDHC-Memory-Card-Einschub, weshalb man durch passende Adapterkarten auch SD-, microSD-, MiniSD, MMC- und RS-MMS-Speicherkarten nutzen kann. Darüber hinaus verfügt es über eine eingebaute Webcam, Bluetooth 2.0 und Stereo-Lautsprecher. Das mitgelieferte Betriebssystem ist Internet Tablet 2007 Edition, basierend auf Maemo 3.0, eine angepasste Linux-Version für Embedded-Geräte. Die Nachfolger-Version Internet Tablet 2008 Edition lässt sich per Firmware-Update ebenfalls installieren. Das N800 war zum Erstverkaufstag im Nokia Online-Shop zum Preis von 399 Euro verfügbar.
Am 17. Oktober 2007 kündigte Nokia das Modell N810 Internet Tablet an. Es basiert auf der OS2008-Plattform (Maemo 4.0, Chinook, auch auf dem N800 installierbar). Es ist mit 72×128×14 mm etwas kleiner als das Vorgängermodell, jedoch mit 226 g aufgrund des neu hinzugekommenen eingebauten GPS-Empfängers und der aufschiebbaren QWERTY-Tastatur (die Geräte für den deutschen Sprachraum haben eine QWERTZ-Tastatur) schwerer, zudem taktet die CPU des N810 mit 400 Mhz schneller als beim Vorgänger im Auslieferungszustand. Das Display kann bei 800 x 480 Pixeln Auflösung 65536 Farben darstellen und besitzt eine Bildschirmdiagonale von 4,13 Zoll (10,5 cm). Laut Herstellerangaben soll das Gerät höhere Akkulaufzeiten aufweisen. Die Unterstützung von MMC-Speicherkarten wurde eingestellt, zudem hat es ausschließlich einen (externen) Kartenslot für mini- oder microSD(HC)-Speicherkarten (microSD über miniSD-Adapter). Statt des internen Speicherkartenlesers des N800, hat das N810 einen fest eingebauten zwei Gigabyte großen internen Flashspeicher. Das FM-Radio wurde ebenfalls ausgespart. Aus dem miniUSB-Anschluss ist ein microUSB-Anschluss geworden. Die Kamera ist direkt ins Gehäuse verbaut, statt wie beim N800 ausklappbar an der linken Seite. Zusätzlich bietet das N810 im Gegensatz zu seinem Vorgänger einen im Sonnenlicht lesbaren Bildschirm und eine separate Sperr-Taste. Es kann seit Mitte November 2007 in den USA für 479 USD (exkl. Steuern), in Deutschland für 449 Euro[2] käuflich erworben werden. Auf der Softwareseite wurde der Opera-Browser durch einen freien Mozilla-Browser ersetzt und die GPS-Funktion wird durch eine eigene Navigations-Software ergänzt.[3][4][5]
Für das 770 und N800 werden angepasste GPS-Navigation-Sets angeboten.[6][7]
Das Besondere am Nokia 770 ist die zum großen Teil freie Firmware Maemo. Maemo basiert auf Technologien des Debian GNU/Linux-Projekts sowie X11, GTK+ und D-Bus. Durch diese Herangehensweise kann Maemo viele externe Ressourcen konzentrieren und der Portierungsaufwand für weitere Software ist gering.
Als zentrale Anlaufstelle für die Firmware-Entwicklung hat Nokia das Maemo-Projekt ins Leben gerufen, das die offizielle Entwicklerplattform für die Software darstellt und Entwickler mit Dokumentationen und allen anderen Entwicklungstools versorgt.
Nokia hat im Vorfeld der Entwicklung mehrere Open-Source-Entwickler unter Vertrag genommen und bezahlt sie für die Arbeit an ihren eigenen Projekten. Viele der Weiterentwicklungen an den verschiedenen Projekten wurden auch in die Ursprungsversionen der jeweiligen Software übernommen.
Schon jetzt sind mehr als hundert bekannte Open-Source-Programme auf das Nokia 770 portiert, was sich sehr einfach gestaltet, da Nokia auf etablierte Standards im Open-Source-Umfeld setzt. Unter anderem sind von Dritten bisher die vollständige Textverarbeitungssoftware AbiWord, die Tabellenkalkulation Gnumeric portiert worden. Aufsehen erregte die erfolgreiche Portierung von Doom 1 auf das Gerät. Es existiert Software für GPS-Navigation, E-Book-Reader, PIM-Verwaltung sowie ein Text-To-Speech-Programm.
Vorinstalliert ist auf dem N770 neben freier Software auch der von Nokia zugekaufte Browser Opera, der Video-Player der auf Reals Helix-Engine basiert, sowie die eingesetzte Handschriftenerkennung.
Hauptartikel: Maemo
Am 28. Juni 2006 veröffentlichte Nokia das erste größere Update für die Firmware als Internet Tablet 2006 Edition bzw. Maemo 2.0. Hinzugekommen sind Instant Messaging bzw. VoIP-Funktionen, die auf dem freien Standard XMPP/Jabber bzw. dessen Erweiterung Jingle basieren und von Google Talk gesponsert werden. Auch wird Zusatz-Software jetzt über ein Frontend für APT an den Endbenutzer ausgeliefert, was Installieren und Aktualisieren zum Kinderspiel macht. Intern wurde der Großteil der Software aktualisiert, von Benutzern wird eine subjektiv schnellere Reaktionszeit berichtet. Als von Benutzern nachgefragte Funktion wurde eine bildschirmfüllende Software-Tastatur implementiert.
Seit dem 13. Juli 2006 wird die Software Gizmo5 in einer Version für das Nokia 770 angeboten,[8] die unter Mitarbeit Nokias entstanden ist.
Basiert auf maemo 3.x Bora und wird im Nokia N800 verwendet.
Basiert auf maemo 4.x Chinook und wird im Nokia N800 und Nokia N810 verwendet. Zu den sichtbaren Neuerungen gegenüber der Vorversion zählen unter anderem ein neuer, Gecko-basierter Webbrowser, und Unterstützung für das Bluetooth Headset Profil HSP. Auf dem Nokia N800 mit dieser Betriebssystemversion wird der 400Mhz-Prozessor nicht mehr auf 333MHz gedrosselt.
Die drei Internet Tablets eignen sich auch als Navigationsgerät wenn man die entsprechende Navigationssoftware installiert. Neben einer kommerziellen Lösung, die von Nokia vertrieben wird, gibt es die Open Source Projekte Maemo Mapper[9] und Navit[10]. Beide Anwendungen erlauben das Speichern von Kartendaten auf Speicherkarten, so dass beim Betrieb als Navigationsgerät keine Internet-Verbindung notwendig ist.
Wichtigster Unterschied zwischen diesen beiden Programmen ist die Art der Daten. Maemo Mapper verwendet hierzu Bilddaten von z.B. OpenStreetMap oder Google Maps, während Navit Vektordaten von OpenStreetMap verwendet. Navit hat deshalb den Voreil, die Routen auch offline berechnen zu können, während Maemo Mapper hierzu einen Serverdienst im Internet beansprucht. Ein weiterer Vorteil der Verwendung von Vektordaten ist der deutlich geringere Speicherplatzbedarf von momentan nur ca. 120 MB für eine ganze Karte von ganz Deutschland, anstatt von über 80 GB für die gleichen Daten in Form von die Bilddateien.
Da das Gerät laut Analysten keine direkte Konkurrenz hat, ist es als Nischenprodukt erfolgreicher, als Nokia erwartete. Es steht nicht in Konkurrenz zu Microsoft und Intels Ultra Mobile PCs, da diese größer und in einem sehr viel höheren Preissegment angesiedelt sind.
Laut Ari Jaaksi (Nokias Open-Source-Beauftragter) sei die Geräteklasse, die das Nokia 770 absteckt, im Vergleich zum PC wie das Handy im Vergleich zum traditionellen stationären Telefon.[11] Er sieht einen entscheidenden Vorteil des Geräts darin, dass es kein vollständiges Mobiltelefon ist, und sich mit diesem, welches unabhängig vom N770 ausgetauscht werden kann, perfekt ergänzt.[12]
Nokia bot 500 Software-Entwicklern, die sich nachweislich für die Open-Source-Gemeinschaft eingesetzt hatten, die Möglichkeit, das Gerät vor dem offiziellen Verkaufsstart zum Preis von 99 € zu kaufen, um Software dafür zu entwickeln. Die Einnahmen aus diesem Verkauf spendete Nokia direkt an die GNOME Foundation.