Als Millereffekt wird der Einfluss der Rückkopplungskapazität bei einem invertierenden Verstärker bezeichnet. Invertierende Verstärker sind im einfachsten Fall Transistoren in Emitter- bzw. Source-Schaltung. Die immer vorhandene parasitäre Kollektor-Basis-Kapazität (CCB) (bzw. Drain-Gate-Kapazität) bewirkt eine Gegenkopplung des Ausgangs auf den Eingang. Dabei erscheint die Kapazität CCB (auch Miller-Kapazität genannt) um den Betrag der Verstärkung plus eins größer am Eingang (Millertheorem zur Verlegung von Impedanzen in Netzen).
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Dieser Effekt ist meist unerwünscht, da er den Einsatz der Emitter- bzw. Source-Schaltung auf niedrige bis mittlere Frequenzen begrenzt. Bei Miller-Operationsverstärkern wird dieser Effekt hingegen zur einfachen Frequenzkompensation ausgenutzt. Bei Leistungs-MOSFETs (Power MOSFETs) verlängert der Effekt die Schaltzeiten beträchtlich.
Eine Kaskodeschaltung ist ein wirksames Mittel, den Millereffekt zu unterdrücken, da dieser dann auf die Kaskode wirkt.
Wird am Verstärker-Ausgang eine Induktivität angeschlossen, können die Miller-Kapazitäten anstelle einer Gegenkopplung eine Oszillation bewirken. Siehe Millereffekt-Oszillator. Der Effekt ist nach John Milton Miller benannt, der ihn 1919 entdeckt hat.