Grafikfähiger Taschenrechner & Programmierbarer Taschenrechner

HP-48

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links: HP48SX (Baujahr 1989); rechts: 49g+ (Baujahr 2004)
links: HP48SX (Baujahr 1989); rechts: 49g+ (Baujahr 2004)

HP-48 ist die Bezeichnung einer Serie programmierbarer Taschenrechner des US-amerikanischen Herstellers Hewlett-Packard (HP).

Der HP-48SX wurde 1989 eingeführt und zeichnet sich durch ein neues Programmierkonzept namens RPL aus, welches 1987 im HP-28C und HP-28S vorgestellt wurde. Als neues Spitzenmodell im Taschenrechnerprogramm von Hewlett-Packard löste er den HP-41, der als HP-41C im Jahre 1979 debütierte, ab.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Funktionsumfang

Die Hauptplatine eines HP 48G
Die Hauptplatine eines HP 48G

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger unterschied sich die Programmierung in folgenden Punkten:

  • Der Stack war nicht mehr auf vier Ebenen beschränkt, sondern konnte beliebig wachsen. Dadurch konnten Programme als echte Unterprogramme laufen, ohne dass vorhandene Stackinhalte zerstört wurden.
  • Die Datenspeicherung wurde nicht mehr über Register (über STO xx Befehle) abgewickelt, sondern über globale und lokale Variablen, so dass auch hier eine gegenseitige Beeinflussung von verschiedenen Programmen ausgeschlossen werden konnte
  • Die Programmiersprache RPL zeichnet sich durch komplexe Kontrollstrukturen aus, wie sie von den höheren Programmiersprachen her bekannt sind, jedoch wurde auch hier das Konzept der Umgekehrten Polnischen Notation (UPN) übertragen (siehe Beispiel unter RPL)
  • Variablen können neben den üblichen Typen auch komplexe Zahlen, Matrizen und Vektoren, algebraische Ausdrücke, Listen oder Programme zugewiesen werden
  • Skalare können mit (umrechenbaren und ggf. auch aus mehreren Teilen zusammengestellten; z. B. mathrm{tfrac{km}{s^2}} oder mathrm{tfrac{mm cdot lyr}{s cdot kg cdot ft}}) Einheiten verknüpft werden
  • Rekursive Programmierung, auch von algebraischen Ausdrücken, beliebige Verschachtelungstiefe
  • Konsequente Auslegung aller mathematischen Funktionen auch auf die Bearbeitung komplexer Zahlen und reeller/komplexer Matrizen (soweit mathematisch definiert)
  • Manipulation algebraischer Ausdrücke bis hin zur formalen Ableitung von Funktionen
  • Infrarotkommunikation zwischen zwei HP-48, Anschluss für serielle RS232-Schnittstelle

Die ersten Versionen wiesen einen relativ kleinen Speicher von 32 KiB RAM auf, der durch maximal zwei Speicherkarten (zunächst proprietäres HP-Format, da Speicherkarten damals nicht marktüblich waren, inzwischen aber beim HP-49G+ auf SD-Karten umgestellt) erweitert werden konnte. Für viele Anwendungen war dies zunächst ausreichend, da RPL von einem Interpreter bearbeitet wird und kein Speicherbereich für das Kompilat benötigt wird.

Aufgrund dieser Fähigkeiten stellt der HP-48SX einen Meilenstein in der Entwicklung der Taschenrechner dar, die aber durch die Konkurrenz der PC-gestützten Programme (zum Beispiel Lotus-123, Microsoft Excel, Quattro Pro) nicht mehr die Bekanntheit und Bedeutung in der Praxis erlangte, wie es noch beim Vorgänger HP-41 möglich war.

Durch die hohe numerische Genauigkeit der Algorithmen ist der HP-48 auch heute noch in aufwendigeren Berechnungen den aktuellen PC-Tabellenkalkulationen (Stand 2004) überlegen, da er nicht auf die binäre Arithmetik des mathematischen Koprozessors (zur Zeit der Vorstellung 1989 waren dies im PC die Intel-Koprozessoren 80287 und 80387) ausweicht, sondern in BCD rechnet. Daneben zeichnet sich das Betriebssystem durch absolute Stabilität aus. Prozeduren (Exploits) für Systemabstürze oder interne Systemfehlermeldungen sind nicht bekannt. Mit der Version J des HP-48SX Betriebssystems wurden auch die letzten bekannten Fehler in den Algorithmen beseitigt. (Firmware-Images können seit dem Jahr 2000 kostenlos bezogen werden [1]. Diese Firmware-Images werden auch von vielen PC-basierenden HP-48 Emulatoren benötigt.)

Der mit maximal 4 MHz getaktete Prozessor mit dem Codenamen Saturn ist eine Eigenentwicklung von HP. Das Betriebssystem umfasst etwa 256 KB beim HP 48SX, 512 KB beim HP 48GX und ca. 1 MB bei den Rechnern der 49G/49G+/50G Modellreihe.

[Bearbeiten] Spezifikationen

Modell HP-48S HP-48SX HP-48G HP48GX HP48G+ HP-49G HP-49g+ HP-50g
CPU Saturn 2 MHz Saturn 2 MHz Saturn 3,7 - 4 MHz1) Saturn 3,7 - 4 MHz1) Saturn 3,7 - 4 MHz1) Saturn 4 MHz ARM9 75 MHz ARM9 75 MHz
RAM 32 KiB 32 KiB 32 KiB 128 KiB 128 KiB 512 KiB 512 KiB (384 KiB nutzbar) 512 KiB (384 KiB nutzbar)
Flash-Speicher 2 MiB (ROM) 2 MiB (ca. 780 kB nutzbar als Port 2) 2 MiB (ca. 780 kB nutzbar als Port 2)
Port 1 HP-Erweiterung bis 128 KiB HP-Erweiterung bis 128 KiB 256 KiB reserviert im RAM 128 KiB reserviert im RAM 128 KiB reserviert im RAM
Port 2 HP-Erweiterung bis 4 MiB 768 KiB reserviert im Flash 768 KiB reserviert im Flash


SD Memory Card (Port 3) bis 2 GB bis 2 GB
Display LCD 64x131 LCD 64×131 LCD 64×131 LCD 64×131 LCD 64×131 LCD 64×131 LCD 80×131 LCD 80×131
Datenübertragung seriell, IR2) seriell, IR2) seriell, IR2) seriell, IR2) seriell, IR2) seriell USB (nur zum PC), IrComm seriell, USB (nur zum PC), IrComm

1)temperaturabhängig
2)HP-spezifische Infrarot-Schnittstelle

[Bearbeiten] Nachfolger

[Bearbeiten] HP-49G

Unmittelbarer HP-48-Nachfolger ist die HP-49G Reihe, die sich vor allem durch eine Erweiterung des HP-48-Befehlssatzes, einer qualitativ schlechter verarbeiteten Tastatur, eines leistungsfähigen Computer-Algebra-Systems (CAS) für symbolische mathematische Operationen und eine etwas verbesserte Performance der Hardware auszeichnen. Bei dem HP-49G ist auch ein großer Teil der Software durch Optimierung wesentlich schneller geworden. Dabei wurden Teile der Software in Assemblersprache übersetzt. Bei dem HP-49G wurde auch die Infrarotschnittstelle weggelassen - sie wurde aber mit dem Nachfolgemodell HP-49g+ wieder eingeführt.

Dieses Taschenrechnermodell ist das letzte seiner Art mit Saturn-Prozessor.

[Bearbeiten] HP-49g+

Die Infrarotschnittstelle wurde in dem Nachfolgemodell HP-49g+ wieder eingebaut, allerdings kommuniziert diese über das IrCOMM-Protokoll und nicht wie bei dem HP-48-Reihe über ein HP-spezifisches Protokoll. Der HP-49g+ besitzt anstelle einer seriellen Schnittstelle einen USB-Anschluss, der einen schnelleren Datenaustausch mit dem PC garantiert (für Microsoft Windows wird ein Treiber auf CD-ROM beigelegt, der Linux-Kernel 2.6.x und höher verfügt über einen entsprechenden Treiber). Seit dem HP-49g+ wird ein ARM-Prozessor mit 75 MHz eingesetzt, auf welchem der Saturn-Prozessor softwaremäßig emuliert wird. Die Fertigung der Saturn-CPUs von NEC wurde eingestellt.

Die Firmware des HP-49g+ kann aufgrund des Saturn-Emulators im Taschenrechner nicht mehr auf den diversen HP-48 Emulatoren wie dem EMU48[2] eingesetzt werden. Anfang 2007 waren keine HP-Emulatoren für PCs verfügbar, welche direkt auf dem ROM-Image der Firmware die ARM-basierende Architektur des HP-49g+ emulieren konnten.

[Bearbeiten] HP-50g

Der HP-50g ist das neueste Modell der 48/49/50-Reihe von HP und verfügt über die Fähigkeiten des HP-49g+, ist mit einer verbesserten Tastatur ausgestattet sowie durch eine serielle Schnittstelle erweitert. Der HP-50g verwendet als weitere Neuerung vier Mikro-Batterien (AAA-Batterien). Dieses Modell schließt farblich an die HP-48 Reihe. Das Gehäuse ist schwarz. Die Shift-Tasten haben die Farben Weiß und Orange. Die Alpha-Taste ist wie bei dem HP-49g+ Gelb.

Die neuere Firmware des HP-50g[3] kann auch direkt ohne Veränderungen in HP-49g+ Rechnern eingesetzt werden, womit auch Benutzer des Vorgängermodells in den Genuss aller funktionalen Verbesserungen kommen. Für die aktuelle Modellreihe ist auch eine Software verfügbar, mit der die gesamte Benutzerführung für alle in den Rechner eingebauten Programme auf deutsch erfolgt.[4]

[Bearbeiten] Referenzen

  1. Last HP-48SX ROM Binary, Version J
  2. HP Taschenrechner Emulatoren für den PC
  3. HP-49G, HP-49g+, HP-50 ROM Updates
  4. Deutsches Sprachpaket

[Bearbeiten] Weblinks

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