Als Stereodecoder wird eine elektronische Baugruppe bezeichnet, die einen stereofonen UKW-FM-Sender beim Empfang decodiert, d. h. die beiden Stereosignale wieder einzeln zur Verfügung stellt.
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Das Verfahren der analogen Codierung eines Stereosignales (siehe auch FM-Stereo) auf einen frequenzmodulierten UKW-Sender im Rahmen des zur Verfügung stehenden Frequenzhubes muss sicherstellen, dass mit einem UKW-Monoempfänger das unveränderte Summensignal A + B (das Monosignal) der beiden Stereokanäle A und B empfangen werden kann (Abwärtskompatibilität).
Man erreicht das, indem man das Summensignal wie auch bei Mono überträgt, die Differenz D = A − B der beiden Stereokanäle jedoch auf eine Trägerfrequenz von 38 kHz aufmoduliert. Die zur Übertragung benötigte Bandbreite reicht nun bis ca. 53 kHz – dem Ende des oberen Seitenbandes des auf 38 kHz modulierten Differenzsignales – und passt noch in die verfügbare Bandbreite des Senders von 75 kHz. Das untere Seitenband beginnt ab ca. 23 kHz, also außerhalb des Hörbereiches. Der 38-kHz-Träger wird unterdrückt, stattdessen wird ein dazu synchroner, abgeschwächter sogenannter Pilotton der halben Frequenz (19 kHz) übertragen.
Der Stereodecoder im Empfänger erhält das Signal eines FM-Demodulators, wie er auch in einem Monoempfänger enthalten ist. Das Signal besteht aus dem Summensignal S, dem abgesenkten 19-kHz-Pilotton sowie den Seitenbändern des auf 38 kHz modulierten Differenzsignales D. Der Stereodecoder muss nun folgende Aufgaben lösen:
Zur Stereodecodierung bestehen neben der oben erwähnten Methode mittels kohärenten Demodulation des Differenzsignals D und einer Addition bzw. Subtraktion des Summen- bzw. Differenzsignale noch weitere Verfahren, wobei hier beispielhaft ein Verfahren aus dem Bereich der digitalen Signalverarbeitung in heute üblichen digitalen UKW-Empfängern erwähnt werden soll:
Der sogenannte Schalter-Decoder verdoppelt ebenfalls den Pilotton mittels einer PLL auf 38 kHz und bildet daraus durch Quantisierung ein digitales Schaltsignal das die Zustände +/− 1 annehmen kann – je nachdem ob der Momentanwert des 38 kHz Trägers sein Maximum oder Minimum annimmt. Das Summen- und Differenzsignal wird parallel dazu durch eine Bandsperre von 19 kHz geführt (Notchfilter) und in Abhängigkeit vom Schaltsignal auf zwei getrennte digitale Tiefpässe mit je 15 kHz Grenzfrequenz geleitet (abgetastet). Durch diesen Umschalter leitet sich der Name dieser Decoderform ab. Am Ausgang der beiden Tiefpässe erhält man dann direkt das jeweilige Audiosignal für den linken bzw. rechten Audiokanal.
Der wesentliche Unterschied ist: Der Schalter-Stereodecoder kommt ohne Additions- bzw. Substraktionsstufen und Mischstufen zur Gewinnung des Differenzsignals in Basisbandlage aus und kann wesentlich leichter in rein digitalen Schaltungen und Signalprozessoren realisiert werden.
Erste Stereodecoder arbeiteten mit diskreten Bauteilen wie Spulen, Schwingkreisen und Transistoren – es gab sogar kurze Zeit röhrenbestückte Stereodecoder.
In den ersten Stereodecodern wurde der Pilotton herausgefiltert, frequenzverdoppelt und hiermit wurde das Differenzsignal demoduliert.
Modernere Stereodecoder synthetisieren den 38-kHz-Träger mit einer PLL-Regelschleife (PLL-Decoder), wodurch sich niederfrequentes Rauschen wesentlich verringert.
Das demodulierte Differenzsignal wird nun in je einer Matrixschaltung pro Kanal zum Summensignal ohne Invertierung bzw. mit Invertierung addiert (Subtraktion).
Der Stereodecoder muss den Pilotton aus den beiden NF-Kanälen entfernen, da dieser knapp unterhalb der Hörgrenze liegt. Weiterhin muss er abhängig von der Empfangsqualität die Stereodecodierung zu- bzw. abschalten, um bei schlechten Empfangsbedingungen ein übermäßiges Rauschen der Stereosignale zu vermeiden. Stereodecoder haben meist einen Schaltausgang, an dem eine Signallampe angeschlossen werden kann, die anzeigt, ob ein Stereosender empfangen wird.
Ab 1965 wurde bei der PGH Tonfunk Ermsleben/Harz einer der ersten volltransistorisierten Stereodekoder für Rundfunkemfänger produziert. Er wurde in Zusammenarbeit mit dem VEB Zentrallaboratorium für Rundfunk und Fernsehempfangstechnik (ZRF) Dresden entwickelt und bis 1969 produziert
Heute kommen Stereodecoder ohne jegliche Spulen aus und sind in speziellen integrierten Schaltkreisen (z.B. die Typen LM1310, MC1310, SN76114, TDA7040, TCA4500 und A290) zusammengefasst. Es sind nur wenige externe Widerstände und Kondensatoren erforderlich.
Mit Aufkommen des digitalen Rundfunks (engl. digital audio broadcasting – DAB) wurde es durch Signalkomprimierung möglich, bei verringerter Bandbreite nicht nur zwei Stereosignale, sondern auch ein Surround-Signal (4 bzw. 5 Kanäle) zu übertragen. Die entsprechenden digitalen Codierverfahren sind wiederum abwärtskompatibel gestaltet, sodass ein lediglich stereofoner DAB-Decoder auch bei einem Surround-Signal in der Lage ist, die beiden Stereokanäle zu gewinnen.