REXX (Abk. f. Restructured Extended Executor) ist eine von Mike Cowlishaw bei IBM entwickelte Skriptsprache.
Inhaltsverzeichnis |
REXX stammt aus dem Großrechnerbereich. Mike Cowlishaw hatte es in den 1980er Jahren als Nachfolger der Skriptsprache EXEC-2 unter VM zuerst implementiert (der Unterschied zwischen dem relativ simplen und nicht sehr mächtigen EXEC-2 und REXX ist ähnlich groß wie der zwischen der MS-DOS Batch-Sprache und BASIC). REXX steht dabei für „REstructured eXtended eXecutor“ (Language). REXX wurde auf TSO und andere Umgebungen wie OS/2 portiert. Eine angepasste Version – genannt ARexx – erfreute sich auch auf dem Amiga großer Beliebtheit, da beinahe jedes wichtige Programm damit „fernsteuerbar“ ist. Mittlerweile sind auch Interpreter für fast alle Umgebungen bis hin zum Palm OS erhältlich. 1996 wurde REXX zum ANSI-Standard (ANSI X3.274-1996 „Information Technology – Programming Language REXX“).
REXX kann besonders leicht erweitert werden, indem DLLs zum eigentlichen Interpreter hinzugeladen werden. Insbesondere unter OS/2 ist eine Vielfalt solcher Bibliotheken mit mathematischen, Datenbank-, Socket- und System-Funktionen verfügbar, die wie normale REXX-Funktionen angesprochen werden können. REXX ist in der Regel eine interpretierte Sprache, aber auf IBM-Großrechnern sind auch REXX-Compiler verfügbar.
In klassischem Rexx (im Unterschied zum hier nicht behandelten, jedoch kompatiblen Objektorientierten Rexx) ist jeder Wert ein String – auch Zahlen! Es ist also ohne weiteres möglich, Zahlenwerte mit String-Manipulationen zu ändern und das Ergebnis sofort wieder als Zahl zu verwenden:
a = 2 a = a || '00' say a / 2
Durch Anhängen zweier Nullen wird a
mit 100 „multipliziert“; das Ergebnis, die Zeichenkette 200
, kann sofort wieder als Zahl verwendet werden. Ausgegeben wird 100
.
Folgerichtig ist die Arbeit mit Strings in Rexx sehr einfach.
Die obige Verkettungsoperation kann auch als
a = a'00'
geschrieben werden. Ein oder mehrere Leerzeichen zwischen a
und '00'
hingegen dazu, dass bei der impliziten Verkettung ein Leerzeichen eingefügt wird, was unerwünscht ist, wenn das Ergebnis eine Zahl sein soll.
Wenn eine Zahl benötigt wird, weil der verwendete Operator mit Zahlen arbeitet, versucht Rexx, die vorliegenden Wert als Zahl zu interpretieren:
say ' 1' + 2
gibt 3
aus.
Im Normalfall rechnet Rexx auf neun Dezimalstellen genau; durch Angabe einer höheren Anzahl kann jedoch fast beliebig genau gerechnet werden. Es liegt nahe, dass diese wenig hardwarenahe Methode Rexx nicht unbedingt als Sprache für sehr rechenintensive Probleme prädestiniert.
Rexx wurde u. a. entwickelt, um auf einfache Weise Kommandos an eine Umgebung absetzen zu können. Dies wird unterstützt durch die folgende Strategie bei der Auswertung einer Anweisung, die Rexx-Programme unempfindlich gegenüber neu eingeführten Schlüsselwörtern macht und ein Alleinstellungsmerkmal der Sprache sind:
1. Wenn das zweite Token mit einem Gleichheitszeichen beginnt, handelt es sich um eine Wertzuweisung
Hieraus folgt, dass z. B.
if = 1
eine gültige Anweisung ist, die der Variablen IF den Wert 1 zuweist!
Hingegen wäre
if == 1
zwar ein gültiger logischer Ausdruck, der prüft, ob die Variable if exakt den Wert 1 hat; als eigenständige Anweisung ergibt sie jedoch einen Syntaxfehler, weil der zuzuweisende Wert = 1 eben kein gültiger Ausdruck ist.
2. Ist das zweite Token ein Doppelpunkt, handelt es sich um eine Marke
Marken werden benötigt, um Prozeduren und Funktionen zu realisieren; diese notiert man in Rexx nach dem „ausführbaren Teil“ des Programms. Beispiel:
say: funk('dir x') exit funk: return Arg(1)
Man könnte erwarten, dass dir x
zur Standardausgabe ausgegeben wird. Das Schlüsselwort say
fungiert hier jedoch nur als Marke; der Ausdruck funk('dir x')
bildet schon die nächste Anweisung. Gemäß Regel 4 (siehe unten) wird also funk
aufgerufen und dir x
zur Ausführung an die Umgebung übergeben. (Es ginge natürlich auch ohne die Funktion funk
; dies nur als sehr einfaches Beispiel für einen Funktionsaufruf)
Es ist auch möglich, mit signal value Ausdruck
eine bestimmte Marke anzusteuern; dies ist eher unüblich und nur in bestimmten Fällen sinnvoll, z. B. als Alternative zu sehr großen select
-Anweisungen.
3. Wenn das erste Token ein Schlüsselwort ist, erfolgt die Auswertung entsprechend dieser Schlüsselwortanweisung
Solche Schlüsselwörter sind z. B. if
, do
, say
. Man beachte, dass die Auswertung der Schlüsselwörter erst an dritter Stelle günstig im Hinblick auf zukünftige Erweiterungen ist. Zukünftige Versionen der Sprache können so neue Schlüsselwörter einführen, ohne dass existierende Programme überarbeitet werden müssen, sowohl Variablen als auch Marken können ihren Namen behalten.
4. In jedem anderen Fall wird die Anweisung als Ausdruck ausgewertet und das Ergebnis an die Umgebung übergeben
Dies bedeutet, dass die folgende Rexx-Anweisung (unter DOS, Windows, OS/2, …) den Inhalt des aktuellen Verzeichnisses ausgibt:
dir
oder auch:
'dir'
Im ersten Fall ist dir
eine Variable; wurde ihr kein Wert zugewiesen, so ist ihr Wert DIR
(ihr Name in Großbuchstaben), und es wird DIR
an die Umgebung übergeben und ausgeführt. Im zweiten Fall wird garantiert dir
übergeben und ausgeführt.
Es könnte natürlich sein, dass eine zukünftige Rexx-Version ein Schlüsselwort dir
einführt. Um sicherzugehen, dass das Programm auch dann noch funktioniert, kann z. B. durch
''dir
erzwungen werden, dass die Anweisung als Ausdruck (Verkettung der Variablen mit dem Leerstring) erkannt wird; oder man verwendet einfach die Variante, das Kommando als Stringkonstante zu übergeben.