Telefon (Gerät)

Erfindung des Telefons

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Dieser Artikel befasst sich mit den verschiedenen historisch bekannten Personen und Ereignissen, die zur Entwicklung des Telefons geführt haben. Wer hierbei als der wahre Erfinder gelten darf, wird vielfach kontrovers betrachtet.

Vorweg ist zu berücksichtigen, dass die Entwicklung des Telephons ohne die Verbreitung des Telegraphensystems von Samuel Finley Morse nicht möglich gewesen wäre. Bereits 1837 war durch den Morsetelegraphen eine Vorbedingung, die Übertragung von kodierten Signalen über elektrische Leitungen, in der Praxis umgesetzt. Es folgten Verbesserungen bis hin zum Fernschreibersystem. Die "Erfindung" des Telefons behandelt wiederum die direkte Übertragung von gesprochener Sprache, in Form von Schallwellen, über elektrische Signale und feste Leitungen. Beide Übertragungsarten wurden später auch in der Funktechnik benutzt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] 1837 – Charles George Page

Der Amerikaner Charles George Page platzierte 1837 eine vom Strom durchflossene Drahtspirale zwischen den Polen eines Hufeisenmagnets. Er beobachtete, dass beim Auftreten und Verschwinden des Stroms tönende Schwingungen auftraten. Er nannte diese Erscheinung «galvanic music».[1] [2]

[Bearbeiten] 1854 – Charles Bourseul

Erste Denkansätze zu einem Telefon gibt es um 1854, als von Seiten des Militärs der Wunsch nach schnelleren Kommunikationsmitteln aufkam. Der Pariser Telegrafenbeamte Charles Bourseul (1829–1912) verfasst darauf ein Referat über mögliche Techniken der elektrischen Sprachübertragung. Er schlägt eine bewegliche Platte vor, die abwechselnd einen Stromkreis öffnet oder schließt. Weder Wissenschaftler noch die Öffentlichkeit der damaligen Zeit erkennen jedoch die Bedeutung von Bourseuls Idee; man bezeichnet ihn als Träumer und „harmlosen Irren“. Bourseul gibt darauf seine Pläne für die Umsetzung der Idee auf.

[Bearbeiten] 1860 – Antonio Meucci

Antonio Meucci
Antonio Meucci

In New York entwickelt der aus Italien stammende Theatermechaniker Antonio Meucci eine Fernsprechverbindung für seine Frau, die aufgrund eines rheumatischen Leidens ihr Zimmer nicht verlassen konnte.

Meucci führt sein Gerät 1860 öffentlich vor und beschreibt es in einer italienischsprachigen Zeitung in New York.

Verbrennungen durch einen Kesselzerknall 1866 zwingen Meucci auf ein dreimonatiges Krankenlager, was zu seiner Entlassung führt. Gleichzeitig zwingen finanzielle Verluste durch Spekulationsgeschäfte seiner Frau, seine Arbeitsmodelle, darunter das eines Telefons, zu verkaufen. Dennoch führt Meucci später die Arbeit fort und stellt darauf 1871 einen Patentantrag. Für die endgültige Anmeldung kann er jedoch die Kosten nicht aufbringen, und die Gültigkeit der Vormerkung erlischt 1873. Auch eine Kontaktaufnahme mit der Western Union Telegraph Company ist für Meucci erfolglos.

Alexander Graham Bell gelangt im Laufe dieser Ereignisse in den Besitz von Meuccis Materialien und Unterlagen. Als Meucci 1874 seine Gerätschaften und Unterlagen zurückfordert, wird ihm mitgeteilt, man habe diese verloren. Nachdem Bell 1876 „sein“ Telefon zum Patent anmeldet, versucht Meucci, dies anzufechten. Trotz jahrzehntelanger Streitigkeiten und dem Versuch, wenigstens finanzielle Entschädigung von Bell zu erhalten, gelingt ihm dies nicht. Er stirbt als verarmter Mann.

Am 11. Juni 2002 würdigt das Repräsentantenhaus des amerikanischen Kongresses die Leistungen von Meucci in der Resolution HRes 269 "Expressing the sense of the House of Representatives to honor the life and achievements of 19th Century Italian-American inventor Antonio Meucci, and his work in the invention of the telephone." (siehe Weblink)

[Bearbeiten] 1861 – Philipp Reis

Von deutscher Seite wird gerne Philipp Reis (1834–1874) als Erfinder des Telefons angeführt. Der aus dem hessischen Gelnhausen stammende Bäckersohn hat in Frankfurt und Friedrichsdorf eine höhere Ausbildung erhalten und wird als Lehrer für Physik und Mathematik am Institut des Hofrats Garnier in Friedrichsdorf eingestellt.

Postkarte zu Ehren von Philipp Reis
Postkarte zu Ehren von Philipp Reis

1861 bastelt er eine Vorrichtung zur elektrischen Tonübertragung. Grundlage ist ein Holzmodell einer Ohrmuschel, das er für den Physikunterricht entwickelte. Als nachempfundenes Trommelfell diente ein Stück Wursthaut mit einem feinen Platinstreifen als simuliertes Gehörknöchelchen statt des "Hammers", der von einem Draht berührt wird. Treffen Schallwellen auf das „Trommelfell“, versetzten sie dieses in Schwingungen, die den Stromkreis zwischen Metallstreifen und der Drahtfeder unterbrechen. Im Laufe seiner Versuche erkennt Reis, dass statt des Ohrmodells auch ein mit einer Membran bespannter Schalltrichter verwendet werden kann. Als Empfänger dient ihm eine um eine Stricknadel gewickelte Kupferdrahtspule, durch die die vom Sender ausgesandten Stromimpulse fließen. Die bewegte Nadel übersetzt die Impulse wieder in Schallwellen; zur Verstärkung der Töne setzt Reis ein Holzkästchen als Resonanzboden ein.

Zeichnung der Versuchsanordnung von Philipp Reis
Zeichnung der Versuchsanordnung von Philipp Reis

Ein 1947 von der Telefonfirma STC durchgeführter Test mit dem von Reis entwickelten Telefon führt zu der Aussage, dass es Sprache sehr gut übermittelte. Diese Tatsache wurde von Frank Gill, dem Vorsitzenden von STC, bewusst jahrelang geheim gehalten, da er in Geschäftsbeziehung zur AT&T stand und das Geschäftsklima nicht belasten wollte. Reis war somit der erste, dessen „Telefon“ gesprochenes Wort übermittelte. Es ist allerdings nicht sicher, ob Berichte, wonach der erste über Telefon gesprochene Satz „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“ gewesen sein soll, nicht doch ins Reich der Legende gehören.

Technisch betrachtet konnte die Vorrichtung nur bei sehr schwacher Berührung des Platinblechstreifens durch die Drahtfeder funktionieren. Diese Einstellung konnte von jeder geringen mechanischen Erschütterung und Temperaturänderung zu Fall gebracht werden. Auch die wohlwollenden Gönner, die der junge Reis offenbar hatte, konnten mit diesem unausgereiften Gerät nicht viel anfangen. Zwar wurden einige Geräte von Laboratorien gekauft, viele bedeutende Wissenschaftler ließen sich aber nicht von Reis' Idee überzeugen, die zudem der funktionstüchtigeren Entwicklung des Telegrafen unterlegen schien.

[Bearbeiten] 1875 – Elisha Gray

Elisha Gray
Elisha Gray

Der vielseitige US-amerikanische Handwerker Elisha Gray befasst sich auch mit Elektrizität und Telegrafie. Er reicht erstmals 1876 - zwei Stunden nach Bell - ein Patent für ein telegrafisches Gerät ein, ihm folgen 50 weitere zur Telegrafentechnik. 1869 gründet Gray in Cleveland, Ohio eine Elektrizitätsfirma, die später in Chicago mit der Western Electric Manufacturing Company zur Western Electric Company vereinigt wird. 1878 tritt Gray aus der Firma aus, um sich der Verwertung seiner Erfindungen zu widmen, die vor allem Relais und Drucktelegrafen sind.

1875 beginnt Gray Versuche mit der elektrischen Übertragung von Tönen, deren Ergebnis er 1876 in einem Patentgesuch niederlegt. Diesem Patentantrag kommt jedoch Alexander Graham Bell um zwei Stunden zuvor, und Bells Antrag wird dem von Gray vorgezogen. Gray verbündet sich darauf mit der Western Union Telegraph Company, der damals größten Telegrafengesellschaft, die zuvor nicht am Kauf des Patents von Bell interessiert gewesen war. Die „Western Union“ fängt ebenfalls an, ein Telefonnetz aufzubauen. Bald darauf beginnen die ersten Patentprozesse, in denen Bells Anteil an der Erfindung des Telefons zur Debatte steht. Gray und der mit ihm verbündeten Western Electric Company gelingt es dabei nicht, ihre Ansprüche gegen Bell durchzusetzen.

[Bearbeiten] 1876 – Alexander Graham Bell und Thomas A. Watson

Alexander Graham Bell spricht in ein Telefon
Alexander Graham Bell spricht in ein Telefon

Der im schottischen Edinburgh geborene und später nach Kanada emigrierte Taubstummenlehrer Alexander Graham Bell (1847-1922), der 1873 eine Privatschule für Stimmphysiologie eröffnet hat, führt Versuche mit einem „harmonischen Telegraphen“ zur Mehrfachtelegrafie bzw. der gleichzeitigen Übertragung mehrerer Informationen durch. Dabei erkennt er, dass für die Wiedergabe von Sprache Veränderungen des Stromflusses anstelle von dessen wiederholter Unterbrechung nötig sind. Bell hat in den Erkenntnissen der elektromagnetischen Induktion, die auf den Physiker Michael Faraday (1791–1867) zurückgehen, zwar schon eine Lösung für die Umsetzung gefunden. Es mangelt jedoch an den zur Durchführung notwendigen Fachkenntnissen.

Eine kurze zufällige Übertragung von Tönen statt von Impulsen gibt Bell Hinweise, wie die Stromänderung steuerbar ist. Er macht sich mit seinem Assistenten Thomas A. Watson daran, einen Apparat zu bauen, der – ähnlich dem Telefon des Philipp Reis – die Schwingungen einer Membran in elektrische Schwingungen umwandelt.

Nach etlichen Versuchen lässt Bell im Februar 1876 seinen Anwalt ein Patent beantragen. Nur zwei Stunden später versucht auch Elisha Gray, ein ähnliches Gerät anzumelden. Drei Wochen später, am 7. März, erhält Bell das Patent für sein Telefon. Bells Antrag enthält lediglich die Idee zu einem Telefon. Ihm kommt dabei zugute, dass wenige Jahre zuvor das Patentamt den Verzicht auf die Vorlage eines funktionierenden Modells zum Patentantrag beschlossen hatte. Das Patent, das Bell zugesprochen wird, hat den unschätzbaren Wert, dass Bell damit allen anderen Konkurrenten die Aktivitäten auf dem Gebiet des Telefons untersagen lassen kann. Auch die mächtige Western Union Telegraph Company, die Elisha Gray unter Vertrag hat und in Reaktion auf die Patenterteilung von Thomas Alva Edison ein anderes Gerät als das von Bell entwickeln lässt, scheitert nach zahllosen Prozessen daran. Bell kann alle der insgesamt fast 600 folgenden Prozesse für sich entscheiden, da die Gerichte sich meist darauf berufen, dass Bell als Erster das Patent erhalten hat.

Die Realisierung eines Telefons gemäß dem Patentantrag gelingt jedoch noch nicht, vielmehr muss Bell Ideen seines Konkurrenten Elisha Gray verwenden. Das von Bell drei Wochen nach der Anmeldung und drei Tage nach der Erteilung des Patents an ihn vorgeführte Telefon bestand u.a. aus einer Membrane und einem Mikrofon, wie sie in Grays Patentantrag angegeben waren und in Bells ungenau gehaltener Patentschrift fehlten; Bells Patentanmeldung wäre nicht funktionsfähig gewesen! Auch dann ist dieses Telefon, das mit einer säuregefüllten Metalldose arbeitet, noch nicht gebrauchstauglich. Bells fachkundiger Assistent Thomas Watson (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen ersten Präsidenten der IBM (1874–1956)) nimmt weitere Änderungen vor, ferner verwendet Bell das Kohlemikrofon nach dem Patent des Engländers Blake, um seinen Telefonapparat anwendungsreif zu machen.

Wie schon Charles Bourseul zuvor hat jedoch auch Bell Schwierigkeiten, die Öffentlichkeit für die Erfindung zu begeistern. Die für den Erfolg seiner Erfindung notwendige Berühmtheit bringen schließlich Wissenschaftler im Gefolge des damaligen Kaisers von Brasilien, Pedro II., dem das Telefon auf einer Ausstellung im Juni 1876 vorgeführt wird. Die Wissenschaftler sehen in dem Apparat „das größte Wunder, das je auf dem Gebiet der Elektrizität vollbracht worden ist“ und tragen so entscheidend zur Verbreitung bei. Bell selbst ist der Wert seiner Erfindung durchaus bewusst, und so gründet er 1877 die Bell Telephone Company, die in den Vereinigten Staaten den Bau eines Fernsprechnetzes übernehmen sollte. Die Bell Telephone Company benennt sich 1885 in American Telephone and Telegraph Company (AT&T) um und wird der bis heute weltgrößte Telefonkonzern.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Fernsprecher. In: Meyers Konversations-Lexikon. Bd. 6. 4. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1885–1892, S. 153
  2. Charles George Page

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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