Benutzer von Personal Computern und anderen Rechnersystemen bezeichnen mit dem Affengriff, Klammergriff oder der Kralle eine Tastenkombination, mit der nicht mehr reagierende (abgestürzte) Programme beendet oder der Computer neu gestartet werden kann. Dabei sind diese Tastenkombinationen nur umständlich und in der Regel nur beidhändig zu erreichen.
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Der Begriff entwickelte sich von der Kombination Strg+Alt+Entf, erstmals auf IBM-PCs unter DOS. Es handelt sich jedoch nicht um einen Befehl von DOS, sondern um einen fest im Computer-BIOS integrierten Befehl. Ursprünglich hatte David Bradley, ein Informatikingenieur, dafür Strg+Alt+Esc vorgesehen, dies konnte aber zu leicht versehentlich gedrückt werden, etwa wenn man mit der Hand links auf der Tastatur abrutscht. Die Kombination Strg+Alt+Entf wurde dann gewählt, da man sie kaum versehentlich drücken kann. Auf älteren Tastaturen, die nur links Strg- und Alt-Tasten hatten, konnte sie nur mit zwei Händen ausgelöst werden; auf neueren Tastaturen kann die gleiche Funktion mit Strg+AltGr+Entf auch mit einer Hand ausgelöst werden.
Die genaue Funktion von Strg+Alt+Entf ist abhängig vom Betriebssystem. Unter MS-DOS und OS/2 wird der Rechner ohne Nachfrage neu gestartet, da das Betriebssystem den Befehl nicht abfängt. Unter Windows NT wird die Kombination Strg+Alt+Entf als SAS (Secure Attention Sequence) bezeichnet und ein Interrupt ausgelöst. Laut Microsoft kann diese Tastenkombination von keiner Applikation auf „Hardwareebene“ emuliert werden, auch Fernwartungsprogramme wie VNC senden diesen Befehl nur als emulierten Tastaturbefehl an das Betriebssystem, ein sofortiger Reset ist auch hier nicht möglich.
Diese Drei-Tasten-Kombination ist seit langem in das PC-BIOS integriert, es ist ein Software-Befehl, der 'fest' in den PC eingebaut ist. So kann man auch einen PC, der in der Startsequenz „hängen geblieben“ ist, zu einem „sanften“ Reset bringen. Ein Betriebssystem auf einem IBM-kompatiblen PC muss diesen BIOS-Befehl abfangen, damit nicht sofort ein Reset ausgeführt wird. Betriebssysteme, die die Standardbiosfunktion nicht überschreiben (wie z. B. MS-DOS), können dies nicht.
In neueren Windows-Betriebssystemen wird die Tastenkombination genutzt, um ein umfangreiches Menü mit Befehlen zum Abmelden oder Herunterfahren des Computers, Passwort ändern, Sperren der Station aufzurufen, wo auch der Taskmanager geöffnet werden kann. Dieser ist aber auch durch Strg+Shift+Esc direkt aufzurufen. Mit ihm kann man Computerprogramme beenden, starten und auch überwachen. Des Weiteren bietet er die Möglichkeit, Auslastungen des Prozessors und des Arbeitsspeicher einzusehen und einzelne Tasks auf Prozesse und somit auf geöffnete Dateien zurückzuführen. Auch das Betriebssystem lässt sich über den Taskmanager herunterfahren, neustarten oder in den Standby-Modus schalten.
Unter IRIX lautet der Affengriff Strg+Shift+F12+/ (mit / auf dem Ziffernblock).
Linux besitzt neben Strg+Alt+Entf, das in Textmodus-Konsolen direkt einen Reboot auslösen kann (abhängig vom dazu nötigen ctrlaltdel-Eintrag in der /etc/inittab, unter KDE wird das Abmelden-Fenster aufgerufen), mit dem sog. Magic SysRq [1] gleich mehrere Affengriffe. Diese werden mit S-Abf+entsprechende Taste (auf englischsprachigen Tastaturen SysRq+entsprechende Taste) ausgewählt, wobei S-Abf eine Alternativbelegung der Taste Druck (engl. PrintScrn) ist.
Ein sauberer Reboot wird so mit Alt+Druck+ nacheinander Drücken der Tasten e, s, u, i, b ausgelöst.
Unter der plattformübergreifenden[2][3] grafischen Benutzeroberfläche X Window System steht ebenfalls eine Reihe von Affengriffen zur Verfügung[4]. Die bekannteste Tastenkombination davon ist möglicherweise Strg+Alt+← (Rücktaste), die die grafische Oberfläche und alle unter ihr laufenden Prozesse sofort beendet (killt). Falls ein Display-Manager aktiv ist, wird die grafische Oberfläche nach Drücken der Tastenkombination mit dem Display-Manager neu gestartet. Bei manchen Systemen ist diese Tastenkombination deaktiviert; sie wird durch die Optionen DontZap und HandleSpecialKeys in der ServerFlags-Sektion der /etc/X11/xorg.conf gesteuert[5].
Um hängengebliebene Prozesse abzubrechen, wird entweder die Tastenkombination Strg+Alt+Esc gefolgt vom Anklicken des entsprechenden Fensters verwendet (dies ruft das Programm xkill auf) oder die Tastenkombination Strg+Esc, die ein Fenster ähnlich der Registerkarte „Prozesse“ des Windows-Taskmanagers aufruft.
Bei Apple-Rechnern ist die Tastenkombination, um ein einzelnes Programm zu beenden: ⌘ (Befehlstaste)+⌥ (Wahltaste)+esc.
Für einen Neustart: Gleichzeitig ⌘+ctrl und „Einschaltknopf“ drücken, bei neueren Apple-Rechnern (ohne Einschaltknopf auf der Tastatur) ctrl+⌘ und Auswerfen.
Auf Amiga-Rechnern besteht der Affengriff aus der Tastenkombination Ctrl+Amiga+Amiga.
Beim C64 erreichte man mit der Tastenkombination Run/Stop+Restore eine Art Soft-Reset. Dieser war aber nur bei noch halbwegs intaktem Speicherinhalt wirksam, so dass viele Benutzer lieber zusätzlich einen Hardware-Reset-Taster extern am Userport anschlossen.
Auf einer 5250-Terminal-Sitzung im Betriebssystem OS/400 (heißt ab Version V5R3 i5/OS) kann man mit dem Affengriff Shift+S-Abf+Daten Freigabe das Systemanfrage-Menü aufrufen. Hier gibt es dann die Möglichkeit, das vorherige Programm abzubrechen, einen alternativen Job (Sitzung) zu eröffnen oder den aktuell laufenden Dialogjob ganz aus dem System abzumelden. Die Terminal-Sitzung ist nur der Client, das Programm läuft auf dem Server. Die Taste S-Abf ist, anders als bei der klassischen PC-Tastatur, eine extra Taste links oben, denn die Tastaturen für die AS/400 haben 122 Tasten.